An einer Kreuzung muss sich jeder Verkehrsteilnehmer regelkonform verhalten, ansonsten drohen schnell Chaos und Unfälle. Wer wann fahren, warten oder anhalten muss, ist meist auch ziemlich klar geregelt, und zwar durch Ampeln, Schilder oder die klassische Regel „rechts vor links“. In letzterem Fall heißt das, dass ein Auto, das von rechts kommt, zuerst die Kreuzung passieren darf und somit Vorfahrt hat. Generell gilt diese Regel an jeder Kreuzung, an welcher der Verkehr nicht durch Schilder oder eine Ampel geregelt ist.
Das kann an einer gleichrangigen Kreuzung jedoch ganz schön kniffelig und auch gefährlich werden. Stehen dort nämlich vier Fahrzeuge, hat jedes einen rechten „Nachbarn“. Wird jetzt nicht aufgepasst, herrscht schnell ein wildes Durcheinander. Doch wie verhält man sich richtig und was ist zu beachten?
Diese Regeln gelten an einer gleichrangigen Kreuzung
Grundsätzlich bietet eine gleichrangige Kreuzung durchaus Vorteile, denn sie trägt zu einem reibungslosen Verkehrsfluss bei. Die Fahrzeuge verteilen sich dann nämlich gleichmäßig auf alle Richtungen, was beispielsweise auch eine Staugefahr reduzieren kann. Schließlich haben alle Fahrzeuge die gleiche Priorität, und erst einmal ist niemand im Vorteil oder Nachteil. Voraussetzung ist natürlich, dass alle Verkehrsteilnehmer wissen, wie sie reagieren müssen. Wenn nur ein Fahrzeugführer unaufmerksam ist, kann es passieren, dass das eigentlich sehr sinnvolle Konzept nicht mehr aufgeht.
Oft sieht man schon von Weitem ein Verkehrsschild, das auf die Kreuzung hinweist. Es handelt sich um das offizielle Gefahrenzeichen 102 und ist dreieckig mit einem roten Rand und einem schwarzen Kreuz in der Mitte. Das Verkehrszeichen steht nicht explizit für eine gleichrangige Kreuzung, sondern generell für alle Einmündungen und Kreuzungen, bei denen keine spezielle Vorfahrtsregelung durch andere Verkehrsschilder vorgesehen ist. Es sagt aus, dass an dieser Einmündung oder Kreuzung die Regel „rechts vor links“ vorgeschrieben ist. Wer dieses Schild sieht, sollte auf jeden Fall seine Geschwindigkeit anpassen oder reduzieren und besonders aufmerksam sein. Werfen Sie an der Kreuzung darum vor allem immer einen gründlichen Blick nach rechts.
Das richtige Verhalten: Worauf muss man achten?
Natürlich hat man es manchmal sehr eilig. Dennoch sollten Sie nicht vergessen, dass an einer gleichrangigen Kreuzung prinzipiell jeder das gleiche Recht hat. Halten Sie immer erst an, wenn sich dort schon andere Verkehrsteilnehmer befinden. Respektieren Sie andere Fahrzeuge und gewähren Sie ihnen Vorfahrt, wenn diese bereits die Kreuzung passieren. Zwar wissen Sie bereits, dass hier die „rechts vor links“-Regel gilt, doch wie erwähnt, ist dies bei vier Fahrzeugen kompliziert. Man muss nun geduldig warten, bis man gefahrlos und ohne Risiko in die Kreuzung einfahren kann.
Dabei ist es wichtig, den Blinker einzusetzen, um den anderen Verkehrsteilnehmern die gewünschte Richtung zu signalisieren. Das verhindert nicht nur Missverständnisse und kritische Situationen, sondern hält auch den Verkehrsfluss flüssiger. Ebenso sollte man sich vergewissern, ob eventuell auch Fußgänger und/oder Radfahrer die Kreuzung passieren wollen. Höchste Wachsamkeit und eine sofortige Bremsbereitschaft sind hier absolut essenziell, denn es muss immer damit gerechnet werden, dass sich andere Verkehrsteilnehmer vielleicht unsicher oder nicht korrekt verhalten.

ambrozinio/shutterstock.com
Kommunikation und Umsicht ist gefragt
Da an einer gleichrangigen Kreuzung mit vier Fahrzeugen jeder einen rechten Nachbarn hat, kann die Regel „rechts vor links“ nicht ohne Weiteres befolgt werden. Verständigen Sie sich darum untereinander unbedingt mit Handzeichen. Mindestens ein Fahrzeugführer muss zunächst auf seine Vorfahrt verzichten. Aber auch das kann nur dann funktionieren, wenn nicht jeder Fahrer willkürlich jedem winkt. Darum sollten immer nur einem linken Verkehrsteilnehmer Handzeichen gegeben werden. Das linke Fahrzeug fährt dann los, während alle anderen warten müssen, denn sie haben ja noch einen rechten Nachbarn.
Ist dann dieses Fahrzeug aus der gleichrangigen Kreuzung herausgefahren, kann wieder die Regel „rechts vor links“ angewandt werden. Ein Fahrzeug hat nämlich jetzt keinen rechten Nachbarn mehr und darf somit fahren. Jetzt bleiben nur noch zwei Fahrzeuge übrig, so dass die Situation ganz einfach geklärt werden kann. Wenn alle Beteiligten richtig reagieren, fährt das Fahrzeug, das zuerst Handzeichen gegeben hat, zuletzt aus der Kreuzung heraus. Dennoch kann man hier nicht von einem wirklichen Zeitverlust sprechen, denn es handelt sich höchstens um wenige Sekunden, wenn man zunächst auf seine Vorfahrt verzichtet.
In Hinblick auf die Sicherheit sind aber gerade diese Sekunden ungemein wertvoll, wichtig und natürlich auch wesentlich besser als ein Unfall. Die Faustregel an einer gleichrangigen Kreuzung lautet somit:
Selbst Handzeichen geben oder durchwinken lassen und dann ganz klassisch nach der Regel „rechts vor links“ vorgehen.
Sind ampelgeregelte Kreuzungen dann nicht besser als gleichrangige Kreuzungen?
Nicht unbedingt. Natürlich sorgen Ampeln erst einmal für eine eindeutige und unmissverständliche Regelung des Verkehrs. Bei Rot anhalten, bei Grün fahren: Das wissen schon kleine Kinder. Allerdings ist die Ampelregelung nicht in jedem Bereich die optimale Wahl. Je nach Verkehrsaufkommen, individueller Lage und Sicherheitsanforderungen kann eine gleichrangige Kreuzung oft sinnvoller sein. Darum sollte man unbedingt wissen, wie man sich zu verhalten hat.
Wer „rechts vor links“ übrigens nicht beachtet, muss zum Teil mit empfindlichen Sanktionen rechnen, und zwar unabhängig davon, ob das Versäumnis an einer gleichrangigen Kreuzung erfolgte oder in einer anderen Verkehrssituation. In einfachen Fällen mit Behinderung wird ein Bußgeld von 53,50 Euro fällig, handelte es sich dabei um eine Gefährdung, kostet dies bereits 128,50 Euro, außerdem gibt es obendrein noch einen Punkt in Flensburg. Aber natürlich sollte man nicht nur aus Angst vor Strafen wissen, wie man sich richtig verhält.